Irene Grillo und Stefan Wagner haben das Rennen für sich entschieden.
Wie es soweit kommen konnte:
Die Jury ist gestern an einem geheimen Ort zusammengekommen um über die Vergabe des Auftrags und der CHF 80’000 zu beraten. Als erstes haben die Jurymitglieder sich auf folgende Kriterien geeinigt
- Authentizität
- Affinität für den Ort
- Strahlkraft
- Potential
Und nachdem Monika Sprecher (die Frau fürs Grobe mit der feinen Garderobe) von der Genossenschaft ‚mehr als Wohnen‘ die prekäre Situation in der Brache höchst malerisch beschrieben hatte, wurde die Kriterien Robust- und Belastbarkeit, sowieZähheit öfter genannt.
Zuerst konnte sich jedes Jurymitglied zu jedem Kandidaten äussern und anschliessend zwei Favoriten nennen.
Zu der Präsentation von Nadja Baldini haben sich die Jurymitglieder wie folgt geäussert:
Sabine Frei: Vorliebe und feines Gespür für „Unorte“ / hat eher schwach präsentiert und dafür im Gespräch bei der Podiumsdiskussion mit kritischen Äusserungen und Fragen beeindruckt / Unklar, was genau entstehen könnte und dadurch auch spannend
Mirjam Varadinis: Unsicherheit bezüglich Strahlkraft / hatte bis anhin kleinere Projekte
Charlotte Tschumi: Präsentation gut vorbereitet / hat sich auf den Ort eingelassen / kann Menschen mobilisieren / gute Strahlkraft / super Ideen
Anne Kaestle: ansprechende Projekte / gute Auswahl der präsentierten Projekte
Philipp Meier: trotz Projekten im öffentlichen Raum eher hermetische Auswirkung / Unsicherheit, was zu erwarten ist
Andreas Hofer: Unsicherheit bezüglich Strahlkraft und Potential, Menschen zu mobilisieren / Unklarheit bezüglich Rolle zu Kunst, bzw Kuratorium / verfügt über hohe geografische Intelligenz, was Lust auf Zusammenarbeit generiert
Zu der Präsentation von Philippe Cabane haben sich die Jurymitglieder wie folgt geäussert:
Andreas Hofer: Falscher Ort und zu kurze Laufzeit, Vorlaufzeit / clevere Präsentation / eher moderierend einsetzbar
Philipp Meier: Verfügt über Blick von aussen / nicht aus dem Kunstkuchen / anderer Background / zuwenig Überraschungspotential / spult Programm ab (im Bezug auf Präsentation) / wirkt abgeklärt
Anne Kaestle: ist nicht lokal verankert / verfügt über Blick von aussen / Community-Geist / Kontinuität / ist bereit, vor Ort zu sein / heisser Kandidat
Charlotte Tschumi: Professionalität wirkt abgeklärt und eher arrogant / „Saurier der Brache“ / Verfügt über Konsequenz im Denken / ermöglicht die Chance, Kunst anders zu definieren oder wegzulassen
Mirjam Varadinis: interessant / Zeithorizont ist zu kurz / Flashmob-Charakter
Sabine Frei: wirkt abgeklärt / braucht diesen Job nicht
Zu der Präsentation von Esther Eppstein haben sich die Jurymitglieder wie folgt geäussert:
Mirjam Varadinis: viel Erfahrung / Parallelen zu Wohnwagenprojekt / Communitygedanken passen zum Ort
Charlotte Tschumi: sehr authentisch / Remake / kann etwas Neues generieren
Anne Kaestle: hat sich sehr seriös auf die Präsentation vorbereitet / bezieht Ort und Architektur mit ein / trotz grosser Erfahrung kein Remake
Philipp Meier: setzt Massstäbe / reagiert auf Quartier und Begebenheit / kann Situationen und Menschen vor Ort miteinbeziehen
Andreas Hofer: hat es 5 Jahre am Rigiplatz ausgehalten und haltet es somit überall aus! / wirkt sehr stressresistent / innovativ
Sabine Frei: klare Sicht auf die Dinge / sehr beeindruckende Präsentation / kann Geschichten erzählen und Publikum fesseln / steht einfach hin und wirkt ohne Hilfsmittel
Irene Grillo und Stefan Wagner wurden einzeln und unabhängig voneinander angefragt und eingeladen, haben sich dann aber eigenmächtig für eine gemeinsame Bewerbung entschieden. Dieser Entscheid wurde kontrovers diskutiert. Die Jury hat eine Ablehnung wegen Formfehler sowie einen Split des Teams in Betracht gezogen und beides dann verworfen. Schlussendlich wurde das Team Grillo / Wagner als gemeinsame Bewerbung besprochen. Nichtsdestotrotz wurden die beiden Kandidaten auch einzeln beurteilt.
Zu der Präsentation von Irene Grillo und Stefan Wagner haben sich die Jurymitglieder wie folgt geäussert:
Philipp Meier:
als Team: gute Dynamik bei Ortsbesichtigung / gute Metaebene (Corner College, Motto) / wirken sehr dialogisch
Stefan Wagner: zu intellektuell / Kunstfuzzi / Ablehnung von Kommerz
Irene Grillo: wirkt sympathisch naiv, offen, experimentell / Kunstpassanten war gut umgesetzt / gewinnender italienischer Akzent
Anne Kaestle: Team hat mit gemeinsamer Bewerbung Regel gebrochen / eher unsympathischer Auftritt
Charlotte Tschumi:
Stefan Wagner: zu verkaufsmässig / Platitüden / zu wenig glaubwürdig
Irene Grillo: wirkt interessiert, reflektiert
Mirjam Varadinis: Kunstpassanten war spannendes Projekt / traut dem Team viel zu / können gut auf den Ort eingehen / wirken reflektiert / dialogische Zusammenarbeit / haben grosse Erfahrung mit Kunst im öffentlichen Raum
Sabine Frei:
Irene Grillo : Kunstpassanten war sympathisch / wirkt inspirerend und auf gute Art naiv
Stefan Wagner: wirkt überengagiert / unverständlich und unklar, was er bis anhin gemacht hat
Andreas Hofer:
als Team: gemeinsame Bewerbung war clevere Strategie / wirken symbiotisch / können gegenseitig Schwächen und Stärken ausmerzen / dialogisch / schlechte Seiten könnten sich potenzieren, positive allerdings auch
Danach konnte jedes Jurymitglied zwei Favoriten nennen wobei die Reihenfolge der Nennung dabei keinerlei Rolle spielte. (Einzelne Jurymitglieder haben bei der Stimmenvergabe das Team Grillo/Wagner aufgesplittet, weil das Vorgehen diesbezüglich noch immer nicht ganz klar war).
Charlotte Tschumi: Baldini / Eppstein
Mirjam Varadinis: Grillo&Wagner / Eppstein
Anne Kaestle: Cabane / Eppstein
Sabine Frei: Grillo / Eppstein
Philipp Meier: Grillo&Wagner / Eppstein
Andreas Hofer: Grillo&Wagner / Eppstein
Da Esther Eppstein von allen Jurymitgliedern genannt wurde, hat man über Pro und Contra ausgiebig diskutiert:
Pro: hat Bezug zm Ort, hat den Schwamendingen-Groove / kann das Quartier prägen / ist ein sicherer Wert / räumliche Proklamierung / grosse Szene
Contra: bereits zu etabliert / zuwenig Überraschungspotential / weniger Erfahrung mit Kunst im öffentlichen Raum
Philippe Cabane sowie Nadja Baldini konnten nur jeweils ein Jurymitglied für sich gewinnen. Darum wurden diese beiden Künstler von der Wahlliste genommen und die beiden Jurymitglieder mussten sich für einen anderen Kandidaten aussprechen. Beide Stimmen gingen an Irene Grillo als Einzelkandidatin. Stefan Wagner konnte die beiden Jurymitglieder Sabine Frei und Charlotte Tschumi nicht überzeugen, wurden aber im Zuge der Verschmelzung zum Team Grillo&Wagner akzeptiert. Dieser Entscheid führte zu einem Remis, welcher schlussendlich zu Gunsten des Teams Grillo&Wagner entschieden wurde. Ausschlaggebend war unter anderem das Argument des Überraschungspotentials der beiden.
Gratulation!
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